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The Travel Episodes

Bangladesch

Leben und Sterben im Reich der Tiger

Wenn das bedrohte Tier zur Bedrohung wird: Marianna Hillmer reist in die Mangrovenwälder von Bangladesch.

Den letzten Kilometer müssen wir laufen, mit Gepäck. Unser fahrbarer Untersatz, eine erfindungsreiche bengalische Konstruktion aus Motorrad mit Ladefläche, steckt fest. Der provisorisch angelegte Weg ist in einem miserablem Zustand, die Pflasterung aus Ziegelsteinen ist aufgebrochen, riesige Gräben unterbrechen die Wegführung.

Es sind die Momente, in denen ich die hämischen Stimmen anderer Reisender in meinem Kopf höre: „Tja, würde sie doch einen Rucksack benutzen, dann müsste sie ihren kleinen Trolley nicht ungelenk über Stock und Stein hinter sich her zerren.“ Meine Aggression auf mein bewusst selbstgewähltes Schicksal lasse ich mir nicht anmerken, übertrage sie aber innerlich auf meine vierfache männliche Begleitung, die, wie ich finde, mir durchaus gentlemanlike den Ballast abnehmen könnte.
 
 
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Nach einer durchgeschwitzten Ewigkeit sagt Bobby endlich, dass wir da sind. Wir stehen vor einem blauen Holzhaus mit bunten Fenstern, einem Kreuz auf dem Dach, umwachsen Palmen, Bananenbäumen und etwas Gewächs, das ich aufgrund meiner mangelnden botanischen Kenntnisse nicht benennen kann. Dahinter steht eine weitere kleine Lehmhütte. Es ist das Grundstück seiner Tante, die hier bereits ihr ganzes Leben wohnt.

Wir hatten Bobby vor ein paar Tagen in Khulna, der drittgrößten Stadt in Bangladesch kennengelernt, als uns eine fröhliche Kinderschar  durch die Straßen begleitete.

Touristen sind selten in Khulna – und äußerst selten in Bangladesch.

Bobby ist Bangladeschi und Couchsurfer, er sagt: „Es gibt nicht viele Dinge auf die ich in Bangladesch stolz bin. Ich weiß, dass es hier viele Probleme gibt und dass Bangladesch sehr arm ist. Aber auf die bengalische Gastfreundschaft, auf die bin ich wahnsinnig stolz. Wir meinen es ehrlich, sie kommt von Herzen und ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Es spielt dabei keine Rolle wie gut situiert eine Familie ist.“

Er hat es sich zu seiner Mission gemacht, Touristen, die das echte Leben in Bangladesch kennenlernen wollen, diese bengalische Gastfreundschaft näher zu bringen. Für drei Tage lädt er uns zu seiner Familie in das blaue Haus ein, in ein kleines Dorf am Rande der Sundarbans.

Bangladesch ist kleines, überbevölkertes Land in Südasien, das meist im Schatten seines riesigen und kulturell verwandten Nachbarn Indiens steht. Bangladesch wird beinahe komplett von Indien umschlossen, grenzt aber im Südosten an Myanmar.

1947 wurde es wegen seiner muslimischen Mehrheit bei der Unabhängigkeit des indischen Subkontinentes von der britischen Kolonialherrschaft unter dem Namen Ostpakistan an Pakistan angegliedert. Die große geografische wie auch kulturelle Trennung zu Pakistan führte 1971 nach einem blutigen Krieg zur Unabhängigkeit und zum heutigen Namen Bangladesch.

Im Südwesten des Landes befinden sich die Sundarbans, ein riesiges Deltagebiet, das die größten Mangrovenwälder der Erde beheimatet. Davon liegen etwa 6.000 km² in Bangladesch und 4.000 km² Indien.

 
„Es ist wunderschön hier, keine Autos, kein Krach. Meine Familie hier lebt sehr einfach. Es ist ein ganz anderer Standard hier auf dem Dorf. Wenn ich als Kind hier zu Besuch war, hatte ich immer sofort Heimweh und wollte zurück nach Hause in die Stadt, wo es Elektrizität gab. Ich weinte abends. Heute macht es mir nichts mehr aus, ich komme sehr gerne und genieße die Stille“, erzählt Bobby.

Zur Begrüßung küsst er seiner Tante die Füße.

Schüchtern nuscheln wir verschiedene Grußformeln, verbeugen uns, legen die rechte Hand auf die Brust, während sich unser Mund vom Dauerlächeln verkrampft. Alles in der Hoffnung, dass irgendetwas davon den lokalen Gepflogenheiten einer bengalisch christlichen Familie entspricht und unsere Dankbarkeit, dass wir Gast sein dürfen, deutlich zum Ausdruck kommt. Die Namen und Verwandtschaftsgrade der immer größer werdenden Familienschar – am Ende schauen uns 20 große und kleine Gesichter begeistert an – kann ich mir nicht merken.

Ich bin erleichtert, als wir uns erst mal wieder auf den Weg machen, Richtung Basar. Der Versuch mit so vielen Menschen zu kommunizieren, mit denen man keine gemeinsame Sprache teilt, überfordert mich gerade. Mein Kopf droht zu platzen.

Um uns herum einzig Naturgeräusche. Blätter rascheln im Wind, Vögel zwitschern, Ziegen und Hähne buhlen um das stärkere Stimmorgan. Eine Seltenheit, normalerweise beherrscht ein ständiges Hupkonzert die Straßen von Bangladesch. Nicht in diesem Dorf. Die meisten Häuser sind aus Lehm und strohgedeckt. Die Landschaft strotzt in diversen Grüntönen, Frauen waten mit Netzen durchs Wasser. Kanäle oder größere quadratisch angelegte Teiche umgeben die einfachen Häuser.

Ein riesiger Fluss zu unserer Linken trennt uns von den Sundarbans, dem größten Mangrovenwald der Welt, der Heimat des vom Aussterben bedrohten bengalischen Königstigers.

Zweites Kapitel

Der Menschen fresser

Der Tiger in den Sundarbans trägt den Beinamen Menschenfresser. Man erzählt, Menschenblut würde ihn länger nähren als Fleisch.

Auf der anderen Seite des Flusses streift ein Tiger im Schilf umher! Diese Vorstellung berauscht mich. Zu gerne würde ich dieses majestätische Tier in freier Wildbahn sehen.

Der Tiger ist Nationaltier von Bangladesch. Er steht für unbezwingbare Stärke und wird deswegen auch als dekoratives Motiv auf Lastfahrzeugen eingesetzt, deren Herrschaft im bengalischen Straßenverkehr genauso unumstritten ist wie die des Tigers im Dschungel.
 
 

Fahrzeuge werden in Bangladesch gerne dekoriert. Die Fahrrad-Rickschas sind besonders detailreich geschmückt.

Fahrzeuge werden in Bangladesch gerne dekoriert. Die Fahrrad-Rickschas sind besonders detailreich geschmückt.

Aber auch LKWs werden mit unterschiedlichen Motiven bemalt. Neben dem Tiger als Symbol für Stärke, sind idyllische Landschaftsbilder oder Motive einer Industrienation wie Hochhäuser und Flugzeuge sehr beliebt.

Aber auch LKWs werden mit unterschiedlichen Motiven bemalt. Neben dem Tiger als Symbol für Stärke, sind idyllische Landschaftsbilder oder Motive einer Industrienation wie Hochhäuser und Flugzeuge sehr beliebt.

Der bengalische Königstiger ist auf dem indischen Subkontinent beheimatet, er kommt auch in Nepal und Bhutan vor. Doch die Tiger, die in den Sundarbans leben, sind mit einem Alleinstellungsmerkmal ausgestattet: Sie tragen den berüchtigten Beinamen Menschenfresser (den die LKWs in Bangladesch durchaus auch verdient hätten).
Jährlich sterben um die 30 Menschen und 70 Viehtiere durch den Tiger.

Die Gründe für die außergewöhnliche Aggressivität des Tigers in den Sundarbans sind nicht erwiesen. Im Dorf erzählt man sich aber, der Tiger trinke das Menschenblut, es nähre ihn deutlich länger als Fleisch.

Es dauert nicht lange bis wir abends in einem Lokal auf dem Basar mit einem jungen Bengalen ins Gespräch kommen, dessen älterer Bruder vor fünf Jahren durch einen Tiger das Leben verlor.

Dieser war 21 Jahre alt als er zum Krebsfischen in die Sundarbans ging und nicht mehr zurückkehrte. Erst befürchtete die Familie, er wäre Piraten in Hände gefallen, die überwiegend Waffenschmuggel im Mangrovenwald betreiben, hin und wieder aber auch Fischer und Holzfäller ausrauben.

Er war fünf Monate verheiratet bevor er getötet wurde. In der patriarchalischen bengalischen Gesellschaft zieht die Frau traditionellerweise nach der Hochzeit zu der Familie des Mannes. Eine unverheiratete oder verwitwete kinderlose Frau ist für die Familie eine Last, da sie keine Kinder in die Welt setzen kann. Kinder bedeuten Sicherstellung des Lebensunterhaltes und Altersvorsorge. Die junge Witwe hatte jedoch Glück und wurde mit der Hilfe der Familie wieder verheiratet.

Was nach unserem Verständnis gefühllos und nach Abschiebung klingt, ist Hilfsbereitschaft, um der Frau nach ihrem Verlust noch ein erfülltes Leben zu ermöglichen. Als lebenslange kinderlose Witwe wäre sie gesellschaftlich stigmatisiert gewesen.

Der junge Bengale vom Basar hat einen Shop im Ort eröffnet, um sich und seine Eltern zu ernähren. Doch das Business läuft nicht immer ausreichend gut. Die Familie muss weiterhin zum Fischen in die Sundarbans gehen. „Ja, wir haben Angst. Aber wir haben keine andere Wahl, wenn wir überleben wollen“, verabschiedet sich der Mann.

Wir bleiben in dem kleinen Lokal sitzen und schlürfen weiter unseren Tee. Abwesend starre ich auf das Feuer in dem händisch errichteten Lehmherd, auf dem eine riesige Stahlpfanne mit brodelndem Fett steht. Das ist die Küche des Lokals. Fast immer stehen diese Feuerstellen draußen, abends werden Brote mit verschiedenen Füllungen darin ausgebacken. Mein sonst unbändiger Appetit auf Neues ist mir gerade vergangen. Die Geschichte des jungen Mannes oder der hygienische Zustand des Restaurants sind daran schuld.

Eventuell beides.

Mir ist mein sehnlicher Wunsch, einem Tiger in freier Wildbahn zu begegnen, nun ein wenig peinlich. Den Anblick den wir Touristen uns für Geld erkaufen würden, wollen sich die Bewohner in der Nähe der Sundarbans um jeden Preis ersparen.

Die ganze Situation führt mir wieder meinen privilegierten Status vor Augen. Durch den glücklichen Zufall, in einem wohlhabenden Land geboren worden zu sein, kann ich mir wünschen, den Tiger in freier Wildbahn zu sehen – bevor es das bedrohte Tier vielleicht nicht mehr gibt. Beschützt von einem bewaffneten Ranger, der im Notfall eingreifen würde.

Die Verhältnisse vor Ort zeigen mir, dass der Tiger hier in erster Linie eine Bedrohung für die Menschen darstellt. Ich lebe daheim in einer Welt mit gänzlich anderen Möglichkeiten, als dass ich begreifen könnte, was es bedeutet, wenn der Tiger die einzige Kuh einer bengalischen Familie reißt. Es ist so, als würden wir unser Haus mit allem Hab und Gut, inklusive jeglicher Versicherungsansprüche, verlieren. Unsere Existenzgrundlage wäre vernichtet.

Drittes Kapitel

Vergeltung

Angst, Wut und Rachegelüste gehören zu den natürlichen menschlichen Reaktionen auf lebensbedrohliche Situationen.

Die Lebens- und Existenzbedrohung durch den Tiger hat natürlich auch eine gänzlich andere Einstellung der Dorfbewohner zur Folge als wir sie haben. Vergeltungstötungen sind keine Seltenheit. Die wiederum sind eine echte Bedrohung für die Zukunft der bengalischen Tigerpopulation. Zwei bis vier Tiger werden jährlich in den Dörfern um die Sundarbans getötet. Aber wer schert sich um das Überleben einer bedrohten Spezies, wenn sie zur Bedrohung des eigenen Lebens wird?

Auf dem Basar treffen wir auf einen alten Mann, der den Angriff eines Tigers vor 22 Jahren überlebt hat.

Verdammt viel Geld

Heute erhält man 20.000 bis 25.000 bengalische Taka für ein Tigerfell. Das sind nur 240 bis 300 Euro, wenn man am Anfang der mehrstufigen Verkaufskette steht, die von Bangladesch über Indien nach Nepal und schließlich nach China führen kann. Der Endkäufer zahlt selbstredend ein Vielfaches mehr und die diversen Mittelsmänner verdienen gut dran. Die Nachfrage ist groß.

Aber 300 Euro sind in einem Land, wo der Durchschnittslohn knappe 70 Euro im Monat beträgt, wo viele Familien auf dem Land von weniger als 30 Euro im Monat leben, verdammt viel Geld.

Plötzlich tut sich die Möglichkeit auf, das Zehnfache des gesamten Familieneinkommens zu erwerben.

Ein verlockendes Geschäft.

Wildteam, eine NGO mit Sitz in Bangladesch, versucht dem Dilemma entgegenzuwirken und hat 2009 für zehn Jahre die Kampagne „Mother Sundarbans Project“ gestartet, die einen ganzheitlichen Ansatz zur Lösung des Tiger-Mensch Konfliktes in den Sundarbans verfolgt. Ziel ist, ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tiger zu ermöglichen, in dem weniger Menschen und Vieh durch Tigerangriffe ums Leben kommen.

Die Kampagne basiert auf drei Säulen: Aufklärungsarbeit in den Dörfern, patrouillierende Teams und Durchsetzung der Gesetze gegen Wilderei.

Über 350 geschulte Freiwillige helfen nachhaltig bei der Aufklärungsarbeit der Dorfbewohner. Viele der Bewohner, die in den Wald gehen, um dort zu arbeiten, sind sich präventiver Sicherheitsmaßnahmen nicht bewusst. Einmal im Monat finden Treffen zum Sicherheitstraining statt, wozu das Lesen frischer Tigerfährten gehört, der Ratschlag, nie alleine, sondern immer im Team in den Wald zu gehen, aber auch das Deuten von Gefahrenrufen von Wild. Außerdem wird die verschärfte Gesetzeslage gegen Wilderei effektiv erklärt, damit sie weitgehend verstanden wird. Nach den neuen Gesetzen drohen sieben Jahre Haftstrafe und eine Geldstrafe in Höhe von 1.000.000 Taka, das sind etwa 12.000 Euro.
 
 
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Daneben gibt es mehrere Teams, die rund um die Uhr im Mangrovenwald patrouillieren. Bei akuten Zwischenfällen, wenn etwa ein Tiger ins Dorf kommt, jagen sie diesen zurück in den Wald.

Die Kampagne wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Der Kampagnenname „Mother Sundarbans“ wurde aus gutem Grunde gewählt: Die Sundarbans sind für die umliegenden Dörfer, in denen rund eine Million Menschen leben, eine wichtige Existenzquelle. Direkt oder indirekt leben alle vom Ökosystem des Waldes, die Sundarbans liefern Einkommen, sei es durch Fisch-, Garnelen-, Krebsfang oder durch Holz- und Honigsammeln. Sollte der Tiger aussterben, würde das Ökosystem der Sundarbans zusammenbrechen – dessen Erhalt liegt gleichermaßen allen Einwohnern direkt am Herzen.

Viertes Kapitel

In die Sundarbans

Auf der Suche nach dem Königstiger: Eine Bootsfahrt in den größten Mangrovenwald der Welt.

Der Wecker klingelt, viel zu früh. Wortlos und müde stapfen wir den guten Kilometer zum Basar, um uns dem täglichen Frühstücksritual hinzugeben, bevor wir gleich mit einem kleinen Boot in die Sundarbans aufbrechen. So zumindest der Plan.

Der Basar ist wie ausgestorben heute morgen, gestern Abend war er noch the-place-to-be. Als würde das Dorf verkatert im Bett liegen, was nicht der Grund sein kann, denn Alkohol ist im muslimischen Bangladesch tabu.

Bei dem Wort „Basar“ denkt man zuerst an ein verwirrendes Straßengeflecht mit engen Gassen. Dieser Basar besteht aus einer schnurgeraden Straße. Die Läden sind aus dem Nötigsten errichtet. Holzbalken als Stützpfeiler, Planen als Dach. Die befestigteren Gebäude bestehen aus Wellblech. Stahlbeton ist nur den offiziellen Einrichtungen wie der Schule, der Moschee und der Brücke vorbehalten. Am Ufer stehen ausschließlich Holzboote.

Unser Frühstückslokal nimmt grade den Betrieb auf. Routiniert bestelle ich Parathas (frittiertes Brot) mit scharfem Dhal (Linsensuppe) und Chili-Omelette. Ich kann mich lediglich so versiert geben, weil ich nach über einer Woche in Bangladesch gelernt habe, dass es hier keine anderen Frühstücksoptionen gibt. Zum Abschluss folgt das koloniale Überbleibsel mit bengalischem Finish: schwarzer Tee. Auf ein Glas Tee kommt ein halbes Glas Zucker und ein halbes Glas Kondensmilch.
 
 

Frische Parathas.

Frische Parathas.

Unser Frühstückslokal von innen...

Unser Frühstückslokal von innen…

mit Sinn für Dekoration...

mit Sinn für Dekoration…

und Open-Kitchen.

und Open-Kitchen.

Langsam reckt sich auch die Sonne aus der Wolkendecke und taucht alles in eine leichte Morgenröte. Die ersten Boote gleiten lautlos den Fluss entlang.

Nur unser Boot, das ist nicht in Sicht. Naja doch. Bobby zeigt auf einen winzigen Punkt am Horizont. In ein paar Minuten seien sie da. 10, 20, 40 Minuten, alles ein paar Minuten, wenn man so will. Der kleine Punkt am Horizont wird nicht größer. „Sie stecken fest“, erklärt uns Bobby nach einer Stunde die Problematik. Es ist Ebbe, sie sind auf Grund gelaufen und nun heißt es warten auf die Flut. Natürlich bei einer Tasse Tee.

Egal wo Johannes und ich in Bangladesch aufschlagen, wir können garantieren, dass wir den Umsatz der Teeshops verzehnfachen. Wir sind Publikumsmagneten. In kürzester Zeit versammelt sich immer eine große Schar Menschen um uns herum und schaut gespannt auf jede unserer Bewegungen. Anstelle von Popcorn bestellen sie aber auch alle Tee und Paan (gehackte Betelnüsse mit gelöschtem Kalk, eingewickelt in ein Betelblatt). Männer in der erster Reihe, Frauen stehen des Anstands halber weiter hinten. Nach wenigen Minuten dann die vier Standardfragen:
„Wo kommt ihr her?“

„Amar Desh Germany“ (Betonung auf dem langgezogenen A – Mein Land Deutschland), antworte ich und werde für meine drei bengalischen Wörter bejubelt.

Seid ihr verheiratet?
Habt ihr Kinder?
Wie gefällt euch Bangladesch?

„It’s so beautiful!“, antworten wir synchron mit einem Lächeln im Gesicht.

Mehrere Male hintereinander führen wir diese Sorte von Gespräch, weil immer neue Anwohner dazukommen und weil die Englischkenntnisse hier im Ort nicht führ tiefergehende Unterhaltungen ausreichen. All unsere Antworten werden direkt mit Bobby diskutiert. Es ist ein irritierendes Gefühl, wenn man zum Gesprächsthema wird, aber dazu verdammt ist, stumm und verständnislos daneben zu sitzen.

Schließlich hat auch unser Boot angelegt. Es geht los. Ich hatte Mangroven schon vorher gesehen und gestehe, dass ich keinen besonderen Reiz darin sah mir nun diesen, wenn auch extrem großen, Mangrovenwald anzuschauen.
 
 
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Das war einer der Gründe, weshalb wir uns gegen eine klassische Tour in die Sundarbans entschieden hatten, wo man drei Tage lang in einem Boot durch den Wald schippert – obwohl sie effektvoll unter der Verkaufsparole „Tigersafari“ angepriesen wird.

Die Sundarbans sind ein stark verzweigtes schwer zugängliches Ökosystems aus Hunderten von Wasserwegen, weil die Deltagebiete der drei mächtigen Flüsse Ganges, Brahmaputra und Meghna hier in einander übergehen.
 
 
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Die Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen und Sträuchern, die sich an die salzigen Lebensbedingungen von Meeresküsten und Brackwasser angepasst haben. Eigentlich ein unwirtlicher Ort. Aber überraschend schön.

Dichter Dschungel, der uns vom Boot aus kaum Einblick in sein Inneres gewährt, aber uns um so neugieriger darauf macht, mehr davon zu sehen.
Wir treffen auf unserer Fahrt jede Menge Vögel, Affen, Flussdelphine und auch Krokodile.

Doch werden wir auch einen Tiger sehen?

In Bangladesch gibt es keine beständigen Dörfer in den Wäldern. Wenn die Menschen zum Arbeiten herkommen leben sie immer auf ihren Booten, ob für zwei Tage oder mehrere Wochen. Tiger greifen Menschen auf Booten seltener an.

Auf unserer Fahrt durch den Wald begegnen wir mehreren solchen Arbeitern, die meisten sind Fischer.

Früher war die Otterfischerei hier noch stark verbreitet. Fischfang mit Ottern ist eine traditionelle Methode, bei der zwei an der Leine geführte Otter die Fische in das Netz des Fischers treiben. Per Hand werden die Fische aus dem Netz gesammelt und im Bauch des Bootes lebendig aufbewahrt, bis sie an Händler weitergegeben und zu den Märkten transportiert werden.

In den Sundarbans und zwei umliegenden Distrikten Khulna und Narail wird die Otterfischerei noch bis heute betrieben. Es sind vielleicht ein dutzend Familien, die diese Tradition bewahrt haben. Wobei sie ihr Geld heute vor allem durch Show-Fischen für Touristen und Reporter zu horrenden Preisen verdienen. Mir scheint es der lukrativste Beruf in Bangladesch zu sein, die Fischer sprachen von mehr als 300 Euro die Woche.

Ohne Maske

In zahlreichen Reportagen über die Sundarbans sieht man die Arbeiter Masken mit aufgemalten Gesichtern am Hinterkopf tragen. Es heißt, der Tiger greift immer von hinten an, also überlistet man das mächtige Raubtier, in dem man ihm durch die Maske mit aufgemalten Gesicht die Vorderseite vorgaukelt. Ob die Fischer an denen wir vorbei fahren wohl Masken aufsetzen, wenn sie an Land gehen?

Der Ranger, mit dem wir einen kurzen Spaziergang durch den Wald machen, erzählt uns, dass zumindest in Bangladesch diese Masken schon sehr lange nicht mehr getragen werden. Der Grund ist ihm nicht bekannt, zynisch vermutet er, dass die Menschen sich inzwischen für immer mutiger halten und die Maske nicht mehr nötig haben.

Ich lasse die anderen bewusst ein Stück vorgehen. Ich will den Wald hören und mich für ein paar Sekunden allein in den Sundarbans fühlen.

Nichts, nichts bewegt sich. Ich starre konzentriert in den Wald als hätte ich den Röntgenblick und würde ganz weit hinten endlich den Tiger sehen. Dabei eröffnet sich mir, dass Orange-schwarz gestreift hier tatsächlich die perfekte Tarnfarbe ist. Dicht am Boden herrschen die Farben Schwarz und Orange durch die Schatten und die verwelkten Blätter vor.

Der Ranger ist nicht besonders amüsiert und erklärt uns nochmal, dass es wichtig ist, dass wir dicht beieinander bleiben, wir sind hier im Reich des Tigers.
 
 

Achtung Tiger!

Achtung Tiger!

Der Ranger, immer vorne weg. Wir sollen dicht folgen.

Der Ranger, immer vorne weg. Wir sollen dicht folgen.

 Der Süßwasserteich, wohin der Tiger oft zum Trinken kommt. Der bengalische Tiger trinkt auch Salzwasser, was angeblich für seine außergewöhnliche Aggressivität verantwortlich ist, mag es aber lieber süß.

Der Süßwasserteich, wohin der Tiger oft zum Trinken kommt. Der bengalische Tiger trinkt auch Salzwasser, was angeblich für seine außergewöhnliche Aggressivität verantwortlich ist, mag es aber lieber süß.

Sein Teich ist wundervoll verziert mit unendlich vielen blühenden Seerosen.

Sein Teich ist wundervoll verziert mit unendlich vielen blühenden Seerosen.

Tigerscheiße

Tigerscheiße

Drüben in dem Baumstamm hat der Tiger im Sommer geworfen. Die Tigerbabys waren bestimmt wahnsinnig süß.

Drüben in dem Baumstamm hat der Tiger im Sommer geworfen. Die Tigerbabys waren bestimmt wahnsinnig süß.

Hier hat der Tiger zuletzt im Gras gekuschelt. Das ganze erweckt langsam den Eindruck eines groß angelegten Reliquienschreins.

Hier hat der Tiger zuletzt im Gras gekuschelt. Das ganze erweckt langsam den Eindruck eines groß angelegten Reliquienschreins.

Als nächstes die frischen Tigerfährten im Matsch. Nur ein paar Stunden sei es her, dass der Tiger hier entlang kam, sagt der Ranger. Ich bin skeptisch. Wahrscheinlich gibt es Tiger-Tatzen Nachbildungen: sobald Touristen kommen, werden schnell ein paar Abdrücke in den Schlamm gestampft, damit sie zumindest etwas gesehen haben, dass sie mit dem Tiger assoziieren können.

Als nächstes die frischen Tigerfährten im Matsch. Nur ein paar Stunden sei es her, dass der Tiger hier entlang kam, sagt der Ranger. Ich bin skeptisch. Wahrscheinlich gibt es Tiger-Tatzen Nachbildungen: sobald Touristen kommen, werden schnell ein paar Abdrücke in den Schlamm gestampft, damit sie zumindest etwas gesehen haben, dass sie mit dem Tiger assoziieren können.

Vor zwei Tagen hätte ein Tiger seinen Weg gekreuzt als er mit Touristen hier lang ging, behauptet der Ranger. Na toll, denke ich, wär ja auch nett gewesen, wenn der Tiger jetzt hier lang käme, nützt mir gar nichts, dass das vor zwei Tagen passiert ist. Der pure naiv gefährliche Neid spricht aus mir, denn ich will unbedingt einen Tiger sehen. Und ich bekomme ihn einfach nicht zu Gesicht.

Die Gefahr, die von dem Tiger ausgeht bleibt für mich abstrakt.

Ich hab keine Angst, weil ich ein Tier, dass ich noch nie gesehen hab überhaupt nicht als reale Bedrohung empfinden kann.

Mir kommt unser Gespräch mit einem jungen Bengalen gestern mittag wieder in den Sinn, der vor zwei Jahren einen Tigerangriff überlebt hatte. Ich hatte ihn genau das gefragt, ob sie nie Angst gehabt hätten als sie zum Fischen in die Sundarbans fuhren. „Nein, die Gefahr des Tigers war nie real“, hatte er erwidert.

Er war mit Kollegen für einen Tag zum Fischen in den Wald gefahren. Plötzlich kam die Forstpolizei, sie versteckten sich an Land und schauen aus dem Dickicht zu, wie die Polizei ihr Boot konfiszierte. Denn zum Fischen in den Sundarbans braucht man Genehmigungen. Doch wenige Tage kosten unverhältnismäßig viel im Vergleich zu mehreren Wochen. Es sei unmöglich die Gebühren durch den Fischfang eines Tages wieder einzuspielen. Das Geld wollten sie sparen.

Er sprach nur widerwillig darüber. Schweigend zog er dann sein T-Shirt aus und zeigte uns die Narben der Tigerkrallen an seinem Oberkörper, dann die Narben an seinem Kopf, die von den gewaltigen Zähnen stammen. Den Angriff beschrieb er wortkarg: „Ich sah nur einen großen Schatten, als mich etwas Schweres zu Boden warf. Ich spürte starke Schmerzen und verlor das Bewusstsein.“

Es waren seine beiden Freunde, die den Tiger vertrieben und ihm das Leben retteten.

Den Wald will er nie wieder betreten, auch seinem Sohn hat er es verboten.

Auf dem Rückweg fahren wir gemächlich am Flussufer entlang und begleiten die Leute beim Feierabend. Fischernetze werden eingeholt, Geschirr wird gewaschen, man geht zurück nach Hause oder Richtung Basar, um Freunde am Abend zu treffen. Die Arbeit muss vor Einbruch der Dunkelheit beendet sein, denn sobald die Sonne untergeht, wird es finster auf dem Land in Bangladesch. Die meisten Haushalte haben hier keine Elektrizität.

Die Behausungen am Flussufer sind temporär, der Fluss trägt stetig Land ab und wächst jedes Jahr um einige Meter in der Breite. In Kürze werden all die Menschen hier ihre Hütten verlieren und ein paar Meter weiter landeinwärts neue Lehmhäuser errichten. Für die Einwohner ist das der ganz normale Lauf des Lebens. Ich bin hingerissen von der Schönheit der Szenerie, mir aber gleichzeitig bewusst, dass sie der Unterentwicklung des Landes geschuldet ist.

Spät abends fällt uns auf, dass sich sogar die Sterne hier im Wasser spiegeln.

Fünftes Kapitel

Eine andere Welt

Drei Tage bei einer bengalischen Familie.

Ich wache auf. Mir tut alles weh. Gefühlt hab ich eine Stunde geschlafen. Das Schnarchen meiner vier anderen Zimmergenossen hat mich trotz meines Schlafbedürfnisses wach gehalten. Wenn man sich zu fünft ein extrem kleines Zimmer in einer Lehmhütte teilt, wir sprechen von etwa zehn Quadratmetern, hilft auch Ohropax nichts mehr.

Das Bett fühlt sich an als wäre es aus Stein. Die fehlende Matratze auf der Holzplatte hat wohl diesen Eindruck bei mir verursacht. Außerdem muss ich aufs Klo. Schon die ganze Nacht, ich hab mich aber nicht getraut, weil es keinen Strom gibt und es hier nachts stockfinster ist. Das Klo bzw. der Verschlag mit einem Loch im Boden ist draußen und bereits bei Tageslicht nicht so besonders einladend. Im Dunkeln würde man zwar nicht so viele Details sehen, aber ich bin unsicher, ob das nicht eher von Nachteil wäre.

Als ich im Klo bin merke ich, dass mir Pinkeln in der Hocke gerade viel zu anstrengend ist. Es zieht in den Oberschenkeln, zum Festhalten gibt’s auch nichts. Der Gestank, die Fliegen und meine Angst vor dem, was hier gleich alles auf mich zu krabbeln könnte, während ich mit heruntergelassenen Hosen über dem Loch hänge, hilft auch nicht wirklich, das Prozedere zu beschleunigen.

Der Rest schläft noch. Ich weiß nicht, wie spät es ist. Ich lege mich zurück auf meine Holzbank alias Bett. Eigentlich schlafen hier Mutter mit Baby, sie hatten extra für uns das Doppelbett geräumt. Unser schlechtes Gewissen deswegen versuchen wir zu verdrängen, wirklich was dran ändern können wir ja eh nicht. Eine solche Geste der Gastfreundschaft auszuschlagen, würde hier als Beleidigung aufgefasst werden.
 
 

Das Bett - unser Schlafplatz.

Das Bett – unser Schlafplatz.

Die Uhr funktioniert gerade nicht.

Die Uhr funktioniert gerade nicht.

Das blaue Holzhaus.

Das blaue Holzhaus.

Ein Bett steht auf der Veranda.

Ein Bett steht auf der Veranda.

Das Haus ist aus einfachen Materialien gebaut: Lehm, Holz und Wellblech.

Das Haus ist aus einfachen Materialien gebaut: Lehm, Holz und Wellblech.

Diese zehn Quadratmeter sind das ganze Haus einer Familie. Ein Raum, ummauert aus Lehm, mit Wellblech und Stroh gedeckt, ohne Fenster. Es steht noch ein weiteres Einzelbett im Raum, jetzt schläft dort einer von Bobbys Freunden. Unter den Betten ist das gesamte Hab und Gut der Familie verstaut. Geschirr, Küchenutensilien, Decken und Klamotten.

Gekocht wird auf der Veranda auf einer Gasflamme. Da befindet sich auch noch ein drittes Bett, wo Bobby mit einem weiteren Freund schläft. Ich frage mich: was passiert, wenn Monsun ist – schmilzt das Lehmhaus nicht einfach dahin?

Johannes wacht auf.

„Wir wohnen in einem Palast“, sind die ersten Worte, die ich seinem „Guten Morgen“ entgegne.

Zu Hause in Berlin haben wir 80 Quadratmeter für zwei Personen, drei Zimmer, Küche, Bad und Gäste WC. Strom, fließendes Warm-Wasser, Heizung, Sanitäranlagen, eben all das, was für uns völlig normal ist und hier ein absoluter Luxus wäre.
 
 

Ich habe die Kinder der Familie wahnsinnig lieb gewonnen, obwohl die Kommunikation schier unmöglich war.

Ich habe die Kinder der Familie wahnsinnig lieb gewonnen, obwohl die Kommunikation schier unmöglich war.

Ich spreche kein Bengalisch, die Kinder kein Englisch.

Ich spreche kein Bengalisch, die Kinder kein Englisch.

Er wollte mir aber einfach nicht glauben, dass ich kein Bengalisch verstehe und quasselte wie ein Wasserfall auf mich ein.

Er wollte mir aber einfach nicht glauben, dass ich kein Bengalisch verstehe und quasselte wie ein Wasserfall auf mich ein.

Diesem süßen Baby haben wir das Bett geklaut.

Diesem süßen Baby haben wir das Bett geklaut.

Trotz mehrmaligem Versuch habe ich den Verwandtschaftsgrad der Kinder zueinander einfach nicht verstanden.

Trotz mehrmaligem Versuch habe ich den Verwandtschaftsgrad der Kinder zueinander einfach nicht verstanden.

Das blaue Holzhaus ist etwas größer, beherbergt aber auch mindestens 15 Personen. Individueller Platzanspruch und Komfort wie ein eigenes Bett existieren hier nicht. Decken werden abends auf den Boden gelegt und bieten eben so vielen Menschen wie nötig Platz. Ich frage mich, wann man hier eigentlich dazu kommt Kinder zu zeugen, so ohne jegliche Privatsphäre.

Für den Wasserbedarf bedient man sich aus der angrenzenden eigenen Fischfarm. Die Kinder tauchen ohne zu zögern ihre Zahnbürsten in das trübe Wasser. „Oh mein Gott, nicht!“ will ich schreien, aber unterdrücke meinen intuitiven Reflex. Das ist hier normal.

Normal – was für ein relativer Begriff, dabei soll er doch das allgemein Übliche bedeuten.

Jede Gesellschaft, jedes Land hat offensichtlich seine eigene Allgemeinheit, seine eigene Normalität. Die Lebensbedingungen von Bobbys Familie sind hier eben normal.

Das einzige befestigte private Haus in der Umgebung gehört einem Familienfreund. Er besitzt mehrere Fischfarmen, auch Krebse und Garnelen züchtet er, das Business läuft richtig gut. Er hat ein zweistöckiges Haus, einen großen Gemüse- und Blumengarten mit Zierteich und jede Menge Kokospalmen.
Wir bekommen eine ausführliche Führung durch das Haus mit Küche, WC und Bad. Johannes geht mit dem Hausherren, ich mit der Hausdame, damit keine Missverständnisse entstehen, weil uns auch das möblierte Schlafzimmer im zweiten Stock stolz präsentiert wird. Einen Wasseranschluss gibt es noch nicht, aber Glühbirnen hängen im Erdgeschoss vereinzelt an der Decke.

Als Snack wird Fisch-Masala gereicht und so viel frisches Kokosnusswasser wie wir wollen.
Die Familie steckt den gesamten Gewinn in den Ausbau des Hauses, für schlechte Zeiten wird nichts zurückgelegt, erzählt uns Bobby – dass die Familie zeitweise hungert, wenn die Fischzucht zu gering ausfällt, sieht man ihrem Status nicht an.
 
 

Der Hausherr mit seinem Sohn und einer gerade extra für mich vom Baum geholten Kokosnuss, obwohl ich vehement versuchte deutlich zu machen, dass das wirklich nicht nötig sei.

Der Hausherr mit seinem Sohn und einer gerade extra für mich vom Baum geholten Kokosnuss, obwohl ich vehement versuchte deutlich zu machen, dass das wirklich nicht nötig sei.

Fisch-Masala. Prädikat: lecker und scharf.

Fisch-Masala. Prädikat: lecker und scharf.

Die Hausdame und ich...

Die Hausdame und ich…

und ihre Mutter. Es ist in Bangladesch üblich, dass man mit seinen Eltern zusammenlebt.

und ihre Mutter. Es ist in Bangladesch üblich, dass man mit seinen Eltern zusammenlebt.

Neugierige Zuschauer und Bobby (ganz rechts). Hier agiert man frei nach dem Motto Jeder fotografiert jeden.

Neugierige Zuschauer und Bobby (ganz rechts). Hier agiert man frei nach dem Motto Jeder fotografiert jeden.

Wir brechen auf Richtung Khulna, zurück in die Stadt. Unsere drei Tage auf dem Land sind vorbei, irgendwie ging alles sehr schnell und doch hab ich so viele intensive Eindrücke wie selten gewonnen.

Im Westen neigen wir dazu aus unseren bequemen Sesseln heraus die Bangladeschis für das Ausrotten des Tigers in den Sundarbans zu verurteilen ohne uns mit der tatsächlichen Situation aller vor Ort auseinanderzusetzen. Meine Begegnungen mit den Anwohnern haben mir einmal mehr gezeigt, dass jede Thematik zwei ernst zu nehmende Seiten hat. Erst ein ganzheitlicher Lösungsansatz wie ihn das Wildteam mit dem Projekt „Mother Sundarbans“ verfolgt, kann zu einer zufriedenstellenden Lösung führen.
 
 
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Ich bin glücklich, es war eine anstrengende aber wundervolle Zeit mit Bobbys Familie, die uns am Ende sogar noch zum Weihnachtsfest einlud. Das Angebot lockt mich ein wenig, weil es hier tatsächlich um das Beisammensein ginge, ohne Diskussionen um Essen, Geschenke und Dekoration. Allerdings könnten wir es nicht entspannt genießen, wenn wir das Haus der Familie auch noch über die Feiertage blockieren würden. Ich bin ganz sicher, auch wenn sie es sich nicht haben anmerken lassen, dass sich alle wieder auf ihre Betten freuen.

So, wie ich mich freute wieder im Hotel zu sein, mich auf ein gepolstertes Bett zu legen, auf einer Toilette zu sitzen und die schönste Dusche meines Lebens zu nehmen.

Noch nie hab ich heißes fließendes Wasser so sehr zu schätzen gewusst.

 

* * *

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Weltenbummler Mag

Marianna Hillmer

Marianna Hillmer ist Hamburgerin mit griechischen Wurzeln, studierte in Berlin Kultur- und Rechtswissenschaften und arbeitete in Indien, Griechenland und Bayern. „Reisen macht glücklich und darüber lesen auch!“, findet die Gründerin des bekannten Reiseblogs Weltenbummler Mag. Sie lebt in Berlin und ist als Autorin, Webdesignerin und Fotografin tätig.

Leserpost

Schreib uns, was Du denkst!

  • Tantchen on 27. April 2015

    Hallohallo, das war ein sehr, sehr, sehr schöner Bericht über Bangla Desch!!!!!!!!!!! Hat mir sehr gut gefallen, besonders die Eindrücke über die Otterfischerei…. Gut, daß ihr den Tiger nicht gesehen habt, denn dann wäre er ja nicht mehr so geheimnisvoll….
    Liebe Grüße
    Tantchen

    • Marianna on 27. April 2015

      Hallo!

      Ganz herzlichen Dank, freut mich sehr, dass dir der Bericht gefällt.

      LG
      Marianna

  • Philipp on 27. April 2015

    Ein feiner Artikel. Dem Tantchen kann ich nur zustimmen: gut, dass Ihr den Tiger nicht zu Gesicht oder gar ins Gesicht bekamt. Liebste Grüße! Philipp

    • Marianna on 29. April 2015

      Hallo Philipp,

      danke dir! Mhh… vielleicht besser, mögt ihr Recht haben.
      LG

  • Traveling Shapy on 3. Mai 2015

    Das nenn ich mal Reiseberichte 2.0 einfach überragend kann man nicht anders sagen. Hat bestimmt einiges an Zeit und Arbeit gekostet das schöne Ding fertig zu stellen, aber hat sich auf jeden Fall rentiert.

    Viele Grüße

    Matthias

    • Marianna on 4. Mai 2015

      Hallo Matthias,

      tausend Dank für dein liebes Feedback! Ja, das kostet einiges an Zeit und Arbeit, aber es macht Spaß, vor allem wenn so nettes wertschätzende Kommentare zurück kommen. Merci!

      Weiterhin viel Spaß beim Reisen wünsch ich dir.
      LG
      Marianna

  • István Jankovits on 22. Mai 2015

    Reading through your lines, I felt the humid hot air and the scent of masala… Beautiful writing, unique interviews, fascinating colors.
    More than nice to have visited Sundarbans through your article, felt myself in Dhaka-Sylhet-Khulna-Chittagong-Cox’s Bazaar … today … after more than 30 years
    Every best wish,
    istvan

    • Marianna on 16. Juni 2015

      Hi István,

      thank you very much for your great feedback!

  • Ewa on 7. Juni 2015

    Hallo liebe Marianna,

    wow…ich bin gerade so beeindruckt von deinem Reisebericht! Der Wahnsinn! Großartig! Bewegend!
    Ich habe gerade Lust auch so etwas zu machen, jetzt und sofort! Am liebsten würde ich einfach nur raus und all die Eindrücke auch erleben wollen. Ich liebe solche Berichte zu lesen und ich liebe es zu reisen!
    Ich würde bei Gelegenheit gerne mehr von dir und deinem Leben erfahren!

    Viele liebe Grüße :-)

    • Marianna on 16. Juni 2015

      Hallo Ewa,

      tausend Dank für deinen herzlichen Kommentar, ich freu mich riesig drüber. Und was ich nur raten kann: LOS! :)

      LG Marianna

  • Ulla on 13. August 2015

    Äusserst informativ, unglaublich spannend, differenziert geschildert, Marianna! Illustriert durch wunderbare Fotos, teilweise wie Gemälde!!! Echt bereichernd!!!
    Darüber, dass die Tiger-Begegnung sich nicht erfüllt hat bin ich noch im Nachhinein sehr erleichtert – du mutige Frau…!
    Und – ja – wir wohnen in Palästen!!!!

    • Marianna on 31. August 2015

      Danke dir liebe Ulla!

  • Marco on 18. Januar 2016

    Liebe Marianna,
    Deine Reisebericht ist ein Kunstwerk!
    Bisher dachte ich Bangladesch, naja später mal. Aber jetzt rückt dieses Land und die Geheimnisse ganz weit nach vorne auf meine Reise-Wunsch-Liste!

    Wirklich gut geschrieben und perfekt inszeniert! Ich freue mich auf mehr!
    Liebe Grüße Marco

    • Marianna on 20. Januar 2016

      Hallo Marco!

      Ganz lieben Dank für dein tolles Feedback. Freut mich sehr zu lesen und viel Spaß auf der deiner baldigen Bangladeschreise!

      LG
      Marianna

  • Max von Rötel on 24. April 2017

    Der Bericht, wie auch die Art der Darstellung mit den eingefügten Videos, hat mir besonders gefallen. Man hat nicht den Eindruck, dass ihr wie ein touristischer Obstkorb weitergereicht wurdet.

  • Samir on 6. April 2020

    The complete article provides us unbiased view in the lives, of sundarban people – They are really dependent on the sundarban forest for their livelihood, and indeed when a tiger attacks and robs them of only one cow they have to support their entire family and livelihood,, there lives take big toll..

  • Džangir on 11. September 2020

    I hope I’ll have chance to visit this great country once

  • PARV UPADHYAYA on 16. Februar 2021

    Hello, I am PARV UPADHYAYA. I am an emerging travel blogger. Recently I created my own website and I want to promote it. So I am Sharing my website. Please share with Everyone. Thank You!

  • Gustavo Woltmann on 30. März 2021

    I am always fascinated by the Sundarbans, especially the Royal Bengal Tiger. Thanks for sharing so much useful information about the place.

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