Einmal durch die DRC
Crossing Congo
Im Konsulat geirrt. Auf dem Vulkan geschlafen. Gorillas, Gott und ein großes Abenteuer.
Dominik Mohr reist per Anhalter durch die Demokratische Republik Kongo.
Mit zwei Kindern, die noch nicht schwimmen können, auf ein Hausboot – Herausforderung könnte man das nennen. Oder Wahnsinn. Oder die Entdeckung des blauen Paradieses. Katharina Wulffius schippert über die Mecklenburgische Seenplatte.
Meine Erfahrungen mit Booten beschränken sich auf eher ungute Erlebnisse in meiner Vergangenheit. Mit 16 überredete mich mein Vater, einen Segelschein auf dem Starnberger See zu machen. Während des Kurses bekam ich den Baum ins Gesicht, die Platzwunde unter meinem Auge musste geklebt werden. Anfängerfehler. Häme von den raubeinigen Seebären.
Die Prüfung zum Sportbootführerschein Binnengewässer bestand ich nur, weil der Bootsführer heimlich die Pinne justierte. Meine Freundin kenterte spektakulär, weil ihr Segelpartner, ein Hüne von zwei Metern, sich bei einem Manöver nicht auf die andere Bootsseite setzte.
Einer meiner größten Wünsche war es immer, einen Wal zu sehen. So fuhr ich in Kanada auf einem Schlauchboot mit hinaus auf den stürmischen Pazifik.
Ich wurde seekrank. Ich war nicht bleich, ich war grün. Ich schwitzte und fror, wollte nur noch von dem Boot runter, wäre fast gesprungen. Zum Wal ins Wasser, der fröhlich prustend neben unserem Boot abtauchte und elegant seine Schwanzflosse hob.
Ich hasste ihn.
Außerdem bin ich grundsätzlich ein Angsthase, einer von der anstrengenden Sorte, ich gebe es zu. Aber gilt nicht: Outside your comfort zone is where the magic happens?
Also habe ich meine Bedenken gleich wieder über Bord meines letzten Unglückskahns geworfen. Und mache jetzt mit meiner Familie Urlaub auf einem Hausboot. Zusammen mit Johannes, Marianna und ihrem Baby Marlene.
Es ist Mitte September, das Licht am Nachmittag schon ein bisschen golden im kleinen Yachthafen Marina Wolfsbruch. Fast skandinavisch sieht es hier aus, dunkelrote und hellblaue Ferienhäuschen vor dichtem Nadelwald. Johannes und Marianna sind schon ein paar Tage auf dem Hausboot unterwegs und sammeln uns hier auf. Das Schiff des Hausbootanbieters Le Boat muss ohnehin betankt werden, Wasser aufgefüllt und Müll entsorgt werden. Es ist von der Sorte „Royale Classique“, hat drei Kabinen mit eigenen Badezimmern aus Plastikguss (wie damals in der Studentenbude meines Bruders), weiße Bettwäsche, eine hübsche Innenausstattung in Teakholz-Optik und eine voll bestückte Küche mit Gasherd und Kühlschrank. Ich bin überrascht, wir haben ein kleines schwimmendes Ferienhaus – nur leider ohne hohen Gartenzaun.
Die Kinder sind restlos begeistert – bis ich ihnen die Schwimmwesten anschnalle. Es sind orangene Überlebenswesten, in die ich meine Kinder am liebsten hineinnähen würde. Denn beide können noch nicht schwimmen. Unter den Dingern wird es schnell heiß und die Leine, die zwischen den Beinen durchführt, stört beim Rumklettern. Mein Sohn schafft es immer wieder, sich blitzschnell seiner Weste zu entledigen. Einmal weggeschaut, wusch, weg ist das Ding. Ich finde kurzzeitig, das alles war eine Schnapsidee.
Mit zwei Kindern ohne Schwimmkenntnisse aufs Hausboot, was für eine Nervenprobe.
* * *
Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise!
Nimm uns mit in die weite, weite Welt!
Wohin geht, Kapitän, deine Reise?
Bis zum Südpol, da langt unser Geld!
Johannes sitzt an Deck, hinter einem Lenkrad, einem Zündschloss und ein paar Knöpfen. Unsere Open-Air-Brücke. Er lenkt unser großes Boot aus dem Hafen raus als hätte er noch nie etwas anderes getan im Leben.
Meine Kinder fummeln am Steuerrad rum und rufen in einem fort „Aye Captain Milchzahngel!“
Denn der einzige Captain, den die beiden bisher kennen, ist Captain Sharky auf der Milchzahngeltube. Jetzt kennen sie einen echten, den Johannes.
Dass der Captain unseren Kahn mit einer stattlichen Länge von 12,8 Metern ohne Sportbootschein (also ich hätte ja einen, aber das sag ich lieber nicht, sonst muss ich das Riesending womöglich noch lenken) fahren darf, liegt an der so genannten Charterbescheinigung, die im Jahr 2000 eingeführt wurde. Sportboottouristen und Urlaubsskipper dürfen ein maximal 15 Meter langes Boot führen, das nicht schneller als 12 km/h fährt.
Das Wasser unter unserem Kiel gehört zum größten zusammenhängende Gewässernetz Europas und liegt in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Es sind rund 5000 Seen, die sich – durch Flüsse, Kanäle und Engstellen verbunden – wie ein Nervensystem über eine Fläche von fast 5.500 Quadratkilometern erstrecken. Man kann hier endlos Wassersport betreiben, Boot fahren, Floßen, Segeln, Surfen, Paddeln, Kanuten. Tage, sogar Wochen kann man hier unterwegs sein.
Die erste Schleuse
Hinter der ersten Biegung kommt vom Captain der erste Befehl: „Da kommt eine Schleuse. Ich brauch jetzt zwei von Euch, einer vorne, einer hinten!“ Da sich die erste Offizierin Marianna gerade um das Baby kümmert, müssen mein Mann und ich ran. Johannes lenkt das Boot in die Schleuse, Felix steht achtern, ich klettere nervös an den Bug. Jetzt müssen wir die Leinen durch Eisenschlaufen an Land fädeln (ohne reinzufallen). Ich schaue immer wieder nach meinen Kindern (Schwimmweste noch an?) und falle beinahe rein. Die Schleusentüren schließen sich. Wichtig ist, dass die Leinen lose sind und wir immer Leine nachgeben, denn jetzt steigt oder sinkt der Wasserspiegel. Würden wir das Boot fest anleinen, gerieten wir in Schieflage und alle purzelten womöglich über Bord. Sobald sich die Schleusentüren öffnen, heißt es fix „Leinen los!“, denn jetzt gibt Johannes gleich Gas. An den Schleusen warten selbst zu dieser Jahreszeit noch etliche Boote. Der Schleusenwärter, der mir beim hektischen Fädeln zugeguckt hat, nickt uns zum Abschied kaum merklich zu.
Die Sonne steht schon tief, als sich unser schmaler Flussweg in einen großen See ergießt. Ich bin sprachlos. Dicht über dem Wasser kreuzt uns ein großer Graureiher, an den Ufern hohes Schilf, das fast nahtlos in sattgrünen Wald übergeht. Ein kleines Boot mit Angler im Gegenlicht. Kaum ein Laut, nur von hoch oben – war das tatsächlich der Schrei eines Adlers? Eine warme Brise zerzaust meiner Tochter das Piratenhaar, des Haargummis hat sie sich längst entledigt. Waren es an der Schleuse noch eben zahlreiche Boote, verliert man sich schnell auf den verschlungenen Pfaden der Seenlandschaft.
„Gut, ne?“ sagt Johannes breit grinsend. Und dann sagt er Dinge wie: hier auf dem See käme man runter. Die Großstadt könne man doch nicht dauernd ertragen. Und immer dieser Lärm. Aber hier: Ruhe. Ja, er hat Recht. Wir sind kaum zwei Stunden unterwegs und schon fühlt man sich ein bisschen ausgeglichener. Das monotone Brummen unseres Bootes, die Geräusche der Vögel, um uns herum nur Wasser und Wald. Wunderschön. Entspannend.
Ich atme tief ein.
Bald schon suchen wir uns einen Platz für die Nacht. Wir dürfen hier wild ankern, das heißt etwa 30 Meter vom Ufer entfernt lassen wir den Anker runter – am Gerassel der Kette kann man ungefähr erahnen, wie tief das Wasser hier sein muss. So stören wir keine Seevögel, die im Schilf nächtigen und laufen nicht auf Grund.
Zum Abendessen schmeißen wir unseren kleinen Gasgrill auf Deck an. Wir grillen Würstel, Hähnchenbrust und gefüllte Champignons. Fische springen im Abendlicht schöne Bögen. Haubentaucher gehen auf Tauchgang. Der Wald an Land ist offenbar sehr dicht. Wir rufen lustige Worte ans Ufer und unser Echo hallt über den See.
Die Kinder machen Katzenwäsche und finden es spannend, auf einem Boot zu schlafen. Es ist einer der wenigen Abende, an dem sie ohne Murren ins Bett gehen. Es gibt ja auch keine Alternativen.
Um uns herum der schwarze See, kein Kinderzimmer voller Spielzeug, kein Alltag mit zahllosen Pflichten und Terminen. Kein Stress.
Später sitzen wir auf Deck, gucken aufs Wasser und werden philosophisch. Felix sagt: „Feuer und Wasser, da kann man ewig draufstarren.“
Ich sage: „Ich freue mich auf die Rente, dann können wir vielleicht dauerhaft auf dem See leben.“ Fische angeln, Portwein trinken, fertig. Sternschnuppen teilen den Himmel für Sekunden.
Etwa 100 Meter neben uns ankert noch ein Schiff. Der Schein der Schifflampe, ein bisschen Gemurmel dringen über den See zu uns herüber.
Marianna meint, sie sehe hier immer wieder Boote mit nackter Besatzung. Vielleicht verliere man auf dem Wasser irgendwann das Gefühl für Zivilisation und gebe der Freiheit nach.
Da drüben ist eben das Licht ausgegangen. Ziemlich früh, schon so um neun. Mich überkommt Kopfkino: Was, wenn die nichts gutes im Sinn haben, gar Piraten sind? Was, wenn die uns nachts entern und ausrauben? Kann man das Boot zusperren? Wird unser Captain uns verteidigen können?
Ach was, Seemannsgarn. Aus dem Wald ruft ein Käuzchen.
Ich schlafe sehr tief und traumlos, unter uns murmelt das Wasser.
* * *
Eine Seefahrt, die ist lustig,
eine Seefahrt, die ist schön!
Denn da kann man die Matrosen
in der Unterhose sehn!
So ein Bootsleben gibt eben guten Stoff für Schauergeschichten her. Da gab es doch diese Story, in der eine ausgelassene junge Crew im Taumel von Champagner, Schönheit und knappen Bikinis über Bord ins offene Meer springt. Und hinterher feststellt, dass sie vergaßen, die Leiter vorher herunterzulassen. Niemand kommt mehr an Bord, ein Spiel gegen die Zeit und ein paar hungrige Haie beginnt.
Das Wasser ist einfach herrlich – jeder See, den wir befahren, hat eine andere Farbe und wir springen in alle Farben hinein. Glasklar, grün, hellgrün, und dann: dieses Blau! Einer hat die Farbe von flüssigem Himmel. Herrje, wie kitschig, aber es ist wahr! In der Nachmittagssonne haben wir ihn sogar ganz für uns allein, nur ein paar Enten schnattern und fern tuckert irgendein Wassergerät an uns vorbei. Ansonsten Stille, Licht und Rauschen, Kinderjohlen. Die treiben in ihren knallorangenen Schwimmwesten wie Bojen auf dem Wasser. Mein kleiner Sohn hängt japsend und kichernd auf meinem Rücken und findet es ganz komisch, unter sich nichts als Wasser zu haben, keine Schwimmbadkacheln und keinen Badewannenboden. Ich kann ihn verstehen, ich finde die Vorstellung auch gruselig, was da unter mir so herumschwimmen könnte – große Fische, Aale, auch Biber muss es hier geben. Aber mein Hochgefühl überwiegt – hier in diesem Moment, mit meiner Familie im blauen See. Und vom Schiff aus winkt der Kapitän und lässt die Leiter runter.
Sonst passiert nicht viel.
Und trotzdem vergeht die Zeit wie im Flug. Wir lassen uns ein auf das Leben auf dem Wasser. Entweder wir tuckern vor wunderschönem Uferpanorama oder wir ankern, um zu baden oder auf Felix’ aufblasbarem Stand Up-Bord zu paddeln. Das Baby macht ein Nickerchen. Wir essen leckere Dinge aus unserer Bordküche, Linsensalat und Hummus mit Brot. Hoch oben kreist doch tatsächlich ein Weißkopfseeadler.
Einzige Aufreger: die Schleusen. Nach ein paar gelungenen Manövern als vorderer Schleusendienst werde ich mir meiner Sache langsam sicher. Bei der nächsten Schleuse müssen wir uns anstellen. Hinter uns liegt ein stattlicher Kahn mit einer Männerbesatzung älteren Semesters, allesamt nur in Shorts . Sie seien aus Hessen, ein Kegelverein, und machen das jedes Jahr. Wir witzeln ein bisschen hin und her.
Die Sonne brennt heute. Als wir endlich in die Schleuse fahren, lege ich die Leine und schaue zur Brücke und zum lustigen Kegelverein jenseits der Schleuse. Das Wasser sinkt. Ich merke nicht, dass wir nicht mitsinken. Unser Captain bemerkt es, als wir bedenklich in Schieflage geraten. Da sehe ich meinen Fehler: der Bootsrand sitzt auf Land auf, ich hatte die Leinen zu eng gezogen! Ich versuche uns mit dem Fuß abzustoßen, doch wir hängen fest.
Oben auf Deck rutschen ein paar Gläser auf dem Tisch und die Kinder von links nach rechts.
Felix springt an Land und stürzt nach vorne. Mit einem kräftigen Tritt an das Boot bekommt er uns frei. Wir plumpsen nach unten und mein Herz gleich mit. Das war knapp.
Als wir aus der Schleuse fahren dreht sich mein Sohn um und schreit Richtung Kegelverein:
„Wir haben das größte Schiff der Welt!“
Ole und das Glück
Ich bin noch etwas zittrig ob meiner Verfehlung als Schleusendienst. Zum Glück werde ich nicht nach alter Seemannsmanier bestraft (unter dem Kiel durchtauchen, auf einer einsamen Insel ausgesetzt werden – wobei, das wäre hier gar nicht so schlecht…).
Wir fassen einen übermütigen Plan: zum ersten Mal an einem fremden Hafen anlegen! Das Städtchen Mirow auf einer Insel mit Schloss inmitten der so genannten Mecklenburgischen Kleinseenplatte ist unser Ziel. Vom Steg aus ruft uns ein braungebrannter Herr zu, dass das Anlegen aber was koste! Zwei Euro! Diesen Betrag sollen wir bitte beim Hafenmeister entrichten, das sei der Ole und wir würden ihn in seinem Laden finden.
Wo ist der Laden? Den findet ihr schon!
Wir gehen ein Stück die Böschung nach oben und stehen vor Oles Laden. Hier gibt es alles, was das Herz derjenigen begehrt, die auf dem Wasser unterwegs sind. Seemanns- und Anglerbedarf von Täuen und Seilen über Werkzeug und Eimer, Köder für Fische (Fleischmaden, ganz frisch) und Nützliches für Menschen (Honig, Marmeladen, Bier, Sonnenschutz), Piratenutensilien (Käpt’n Blaubär-Bücher, Galionsfiguren, Gummiboote), Angelkarten, Schürzen, Fähnchen, Schilder, Postkarten, Zeitschriften, Messer, Mitbringsel, Schwimmflügel, Gummistiefel. Das Angebot bedient zweifelsohne die Nachfrage.
Ole ist seit 1986 hier Hafenmeister, nur sein sächsischer Dialekt verrät, wo er eigentlich herkommt. „Karl-Marx-Stadt“ sagt er. Man muss ihn nicht fragen, er ist ein echtes Original. Ole erzählt uns, dass in der Hauptsaison überwiegend Familien kommen, in der Nebensaison wie jetzt viele Vereine und Clubs, Skatclubs, Kegelvereine (aha!).
Ich möchte gerne mehr wissen über die Menschen, die diese Art von Reise machen und frage ihn nach einem besonderen Erlebnis. Ole sagt, jeder Tag sei etwas Besonderes, das Leben am und auf dem Wasser, der Bootsshop, die Kunden, die Pflege des Hafens. Er sei sehr glücklich hier. Auffallen würde ihm vor allem, wenn langjährige Stammkunden nicht mehr kämen. Und neben all der Idylle spielen sich an den Häfen auch manchmal Dramen ab, verrät er. Das kann ich mir denken, dass so eine Zeit auf einem kleinen Boot auch lang werden kann. Oles Laden ist dann auch oft Rettungsinsel.
Als wir Mirow verlassen, entstehen am blauen Himmel Luftgemälde. Vielleicht ist ein Hobbyflieger übermütig. Oder ein liebeskranker Pilot möchte eine Botschaft in den Himmel schreiben. Wer weiß das schon?
* * *
Seemann, lass das Träumen,
denk nicht an zu Haus.
Seemann, Wind und Wellen,
rufen Dich hinaus.
Was wäre eine Schifffahrt ohne Flaschenpost? Ich erkläre meinen Kindern, dass die Menschen früher auf See oder auf einsamen Inseln ihre Briefe in Flaschen, gut verschlossen, dem Meer und den Wellen übergeben haben. In der Hoffnung, ein guter Mensch auf der anderen Seite des Ozeans findet die Flasche und transportiert den Brief darin weiter. Meine Tochter ist von der Idee sofort angetan, malt eine aufwendige Nachricht und schreibt ihren Namen und den ihres Bruders sorgfältig dazu. Unsere Adresse muss ich schreiben. Die Flasche wird feierlich am Heck des Schiffes dem See übergeben. Sie treibt sofort einem dicht beschilften, nicht begehbaren Ufer zu. Mist.
„Und wer wird die Flasche finden?“ „Das weiß ich nicht. Jemand, der uns einen Brief zurückschreibt!“.
„Ein Kind, ein Erwachsener oder ein Schulkind?“ „Das kann man nicht wissen.“
„Und wenn die Flasche niemand findet?“ „Doch, bestimmt, die findet jemand!“
„Und wenn aber nicht?“ „Doch, bestimmt!“
Wir beobachten gebannt die Flasche. Kinder freuen sich noch so sehr an kleinen Dingen, sind leicht glücklich zu machen. Und so leicht unglücklich.
Unser letzter Tag auf dem Wasser geht zu Ende. Vollmond zum Abschied. Die große schimmernde Scheibe am Nachthimmel hat einen Zwilling auf der spiegelglatten Oberfläche des Sees. Wir sitzen in warme Decken gehüllt im Dunkeln auf Deck und starren auf das nächtliche Stillleben. Die Kinder träumen in den Kajüten, in den Schlaf geschaukelt von der kaum spürbaren Bewegung des Wassers unter uns. Wir seufzen abwechselnd. Morgen müssen wir wieder an Land.
Ich wache früh auf. Die Kajüte vibriert, die Ankerkette rasselt. Kurz darauf das gemächliche Tuckern unseres Bootes. Durch die Luke sehe ich das Gebüsch des Ufers an uns vorbeiziehen. Um neun müssen wir unser Boot zurückgeben – leer und geputzt. Also steuert Captain Milchzahngel unser treues Boot in aller Frühe zurück an den Yachthafen, wir müssen Klarschiff machen.
Eimer Wasser auf Deck ausleeren und schrubben. In den Kajüten die Betten abziehen, die Duschkabinen abbrausen, Plastikmüll in Säcke packen, Küche putzen. Dazwischen schlittern die Kinder auf Deck herum und springen vom Boot an Land und zurück. Das Hafenwasser ist brackig, Ölflecken in Regenbogenfarben schimmern auf der Oberfläche. Der Himmel ist heute bedeckt, es weht eine kühle Brise, es nieselt ganz leicht. Es ist Mitte September, die letzten heißen Tage sind vergangen, waren für uns. Altweibersommer.
Ich gucke von meinem Matrosendienst auf, schaue gelassen meinen Kindern zu. Ein bisschen Vertrauen braucht es, das habe ich in den Tagen auf den Seen erst recht lernen müssen. Damit die Kinder Vertrauen in sich selbst gewinnen, damit sie mutig werden statt leichtsinnig, damit sie schwimmen lernen und vielleicht auch fliegen, damit sie sicher auf ihren Füßen stehen und nicht wackelig.
Auf schaukelnden Booten. Im Leben.
Mein Sohn tätschelt zum Abschied sein größtes Schiff der Welt und dann hüpfen wir nacheinander an Land. Nach drei Tagen auf dem Wasser schwankt der Boden unter uns. Im Ferienressort am Hafen gibt es gleich am Eingang ein Cybercafé. Meine Kinder stürmen rein und kleben mit dem Gesicht an den Bildschirmen mit den Videospielen. Haben die Betreiber des Hotels geschickt gemacht – man könne Kinder ja nicht allzu lang mit der langweiligen Natur alleine lassen!
Ich lasse sie ein bisschen zugucken und hole Kaffee für uns alle. Als ich meine Kinder bei ihren Namen rufe und sie mit Croissants locke, winkt mich ein Mädchen im Teenageralter heran und flüstert mir ins Ohr:
„Ich glaube, wir haben Eure Flaschenpost gefunden.“
* * *
Empfehlung für Yachtcharter in Griechenland: Yachtcharter in Athen.
Die Flotte umfasst Boote für 2 bis 12 Personen, ein Bootsführerschein ist nicht notwendig. Vor Ort erhält man eine ausführliche Einweisung in die Handhabung des Hausboots: von Knotenkunde über Vorfahrtsregeln bis hin zum Ein- und Ausparken, An- und Ablegen.
In diesen Ländern kann man an Bord gehen: Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande, England, Schottland und Irland. Ab 2018 auch in Kanada!
Aber warum immer gleich in die Ferne schweifen? Hier ist eine Übersicht über die Fahrgebiete in Deutschland.
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Leserpost
Schreib uns, was Du denkst!
Jenny on 6. Februar 2017
Wunderschön! Und macht mir Mut, so eine Bootstour vielleicht doch schon mit der Kleinen zu machen… Lust auf Ruhe und Entspannung hätte ich auf jeden Fall ;-)
Liebe Grüße
Jenny
Katharina Wulffius on 6. Februar 2017
Liebe Jenny, danke schön :-) Wie alt ist denn Deine Kleine? Liebe Grüße, Katharina
karin lochner on 6. Februar 2017
wunderschöne impressionen. das familienabenteuer zauberhaft in worte gefasst. macht große lust, sich selbst als kapitän zu versuchen. und (ein mir unbekanntes) deutschland auf dem wasserweg zu entdecken.
Katharina Wulffius on 7. Februar 2017
Danke, liebe Karin. Das freut mich sehr, dass Dir die Geschichte gefallen hat! Ich hab versucht, von Dir zu lernen! ;-)
Aylin on 13. Februar 2017
Liebe Katharina,
das klingt nach einem ganz zauberhaften Abenteuer- herrlich atmosphärisch erzählt. Und Dein Fazit mit dem Vertrauen lernen (& weitergeben) finde ich total schön. <3
In diesem Sinne: auf weitere Familienabenteuer an Land und auf dem Wasser :-)
LG Aylin
Katharina on 14. Februar 2017
Hallo Aylin, lieben Dank für das Lob, das freut mich sehr :-) Es ist für mich was ganz besonderes, mit Euch großartigen Reiseerzählern nun hier versammelt zu sein. LG! Katharina