Meine Erfahrungen mit Booten beschränken sich auf eher ungute Erlebnisse in meiner Vergangenheit. Mit 16 überredete mich mein Vater, einen Segelschein auf dem Starnberger See zu machen. Während des Kurses bekam ich den Baum ins Gesicht, die Platzwunde unter meinem Auge musste geklebt werden. Anfängerfehler. Häme von den raubeinigen Seebären.
Macht mir (zumindest fürs Foto) richtig Laune: Bootfahren.
Kaum zu glauben: Ich hab nen Bootsführerschein!
Die Prüfung zum Sportbootführerschein Binnengewässer bestand ich nur, weil der Bootsführer heimlich die Pinne justierte. Meine Freundin kenterte spektakulär, weil ihr Segelpartner, ein Hüne von zwei Metern, sich bei einem Manöver nicht auf die andere Bootsseite setzte.
Einer meiner größten Wünsche war es immer, einen Wal zu sehen. So fuhr ich in Kanada auf einem Schlauchboot mit hinaus auf den stürmischen Pazifik.

Ich wurde seekrank. Ich war nicht bleich, ich war grün. Ich schwitzte und fror, wollte nur noch von dem Boot runter, wäre fast gesprungen. Zum Wal ins Wasser, der fröhlich prustend neben unserem Boot abtauchte und elegant seine Schwanzflosse hob.
Ich hasste ihn.
Außerdem bin ich grundsätzlich ein Angsthase, einer von der anstrengenden Sorte, ich gebe es zu. Aber gilt nicht: Outside your comfort zone is where the magic happens?
Also habe ich meine Bedenken gleich wieder über Bord meines letzten Unglückskahns geworfen. Und mache jetzt mit meiner Familie Urlaub auf einem Hausboot. Zusammen mit Johannes, Marianna und ihrem Baby Marlene.
Es ist Mitte September, das Licht am Nachmittag schon ein bisschen golden im kleinen Yachthafen Marina Wolfsbruch. Fast skandinavisch sieht es hier aus, dunkelrote und hellblaue Ferienhäuschen vor dichtem Nadelwald. Johannes und Marianna sind schon ein paar Tage auf dem Hausboot unterwegs und sammeln uns hier auf. Das Schiff des Hausbootanbieters Le Boat muss ohnehin betankt werden, Wasser aufgefüllt und Müll entsorgt werden. Es ist von der Sorte „Royale Classique“, hat drei Kabinen mit eigenen Badezimmern aus Plastikguss (wie damals in der Studentenbude meines Bruders), weiße Bettwäsche, eine hübsche Innenausstattung in Teakholz-Optik und eine voll bestückte Küche mit Gasherd und Kühlschrank. Ich bin überrascht, wir haben ein kleines schwimmendes Ferienhaus – nur leider ohne hohen Gartenzaun.

Die Kinder sind restlos begeistert – bis ich ihnen die Schwimmwesten anschnalle. Es sind orangene Überlebenswesten, in die ich meine Kinder am liebsten hineinnähen würde. Denn beide können noch nicht schwimmen. Unter den Dingern wird es schnell heiß und die Leine, die zwischen den Beinen durchführt, stört beim Rumklettern. Mein Sohn schafft es immer wieder, sich blitzschnell seiner Weste zu entledigen. Einmal weggeschaut, wusch, weg ist das Ding. Ich finde kurzzeitig, das alles war eine Schnapsidee.
Mit zwei Kindern ohne Schwimmkenntnisse aufs Hausboot, was für eine Nervenprobe.
* * *
Leserpost
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Jenny on 6. Februar 2017
Wunderschön! Und macht mir Mut, so eine Bootstour vielleicht doch schon mit der Kleinen zu machen… Lust auf Ruhe und Entspannung hätte ich auf jeden Fall ;-)
Liebe Grüße
Jenny
Katharina Wulffius on 6. Februar 2017
Liebe Jenny, danke schön :-) Wie alt ist denn Deine Kleine? Liebe Grüße, Katharina
karin lochner on 6. Februar 2017
wunderschöne impressionen. das familienabenteuer zauberhaft in worte gefasst. macht große lust, sich selbst als kapitän zu versuchen. und (ein mir unbekanntes) deutschland auf dem wasserweg zu entdecken.
Katharina Wulffius on 7. Februar 2017
Danke, liebe Karin. Das freut mich sehr, dass Dir die Geschichte gefallen hat! Ich hab versucht, von Dir zu lernen! ;-)
Aylin on 13. Februar 2017
Liebe Katharina,
das klingt nach einem ganz zauberhaften Abenteuer- herrlich atmosphärisch erzählt. Und Dein Fazit mit dem Vertrauen lernen (& weitergeben) finde ich total schön. <3
In diesem Sinne: auf weitere Familienabenteuer an Land und auf dem Wasser :-)
LG Aylin
Katharina on 14. Februar 2017
Hallo Aylin, lieben Dank für das Lob, das freut mich sehr :-) Es ist für mich was ganz besonderes, mit Euch großartigen Reiseerzählern nun hier versammelt zu sein. LG! Katharina